Einbecker Bierblog

Wissenswertes aus der Heimat guter Biere

Archiv für das Schlagwort “Craft-Beer”

Das Ur-Ur-Bock vom Erfinder

Ulrich Meiser (links) und Ingo Schrader mit dem neuen Ainpöckisch Bier.

Ulrich Meiser (links) und Ingo Schrader mit dem neuen Ainpöckisch Bier.

Naturtrübe, bockstarke Neuigkeiten aus der Heimat guter Biere: Pünktlich zum 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebotes im April bringt das Einbecker Brauhaus sein fünftes Bockbier auf den Markt: „Ainpöckisch Bier“ nennen die Brauer ihre neue naturtrübe Sorte – und beziehen sich dabei auf die ursprüngliche Brauweise unfiltrierten Gerstensaft, wie er in früheren Jahrhunderten gang und gäbe war und wie er schon Martin Luther beim Reichstag zum Worms 1521 und den Münchenern 1614 so gut schmeckte, dass sie nach dem „Ainpöckisch Bier“ verlangten. „Das ist das Ur-Ur-Bock“, sagt Ingo Schrader, Marketingchef der Einbecker Brauhaus AG. „Es ist unsere Antwort auf die Craft-Bier-Bewegung“, ergänzt Pressesprecher Ulrich Meiser. „Wir produzieren schon seit mehr als 600 Jahren Craft-Bier, wir haben’s erfunden.“

Ein halbes Jahr lang haben die Braumeister in Einbeck intensiv an der neuen Bockbiersorte probiert, immer wieder modifiziert, bis am Ende das „Ainpöckisch Bier“ mit der markanten Jahreszahl 1378 auf dem Leinenstruktur-Etikett heraus kam, das goldgelb im Glas schimmert und 6,7 Volumenprozent Alkohol hat bei 16,4 Prozent Stammwürze. Bei ersten Tests im Handel sei das neue Bockbier bereits so gut angekommen, dass man mehr eingebraut habe als ursprünglich geplant, sagt Ingo Schrader. Außer beim Hoffest am 23. April, bei dem ein Fass des neuen „Ainpöckisch Bier“ von Polit-Prominenz angestochen wird, ist das neue Bockbier nur in der seit 1851 verwendeten Traditionsflasche erhältlich.

Ainpöckisch in der Traditionsflasche, aber ohne Halsschleife und mit Leinenstruktur-Etikett.

Ainpöckisch in der Traditionsflasche, aber ohne Halsschleife und mit Leinenstruktur-Etikett.

„Ainpöckisch Bier“ gibt es im Handel nicht in der klassischen Bierkiste, sondern ausschließlich in einer von der Northeimer Firma Thimm mit entwickelten Jubiläumsbox aus Pappe mit sieben Flaschen und einem speziell gestalteten Glas „500 Jahre Reinheitsgebot“. Das ist nicht nur bei der Distribution besser, sagen die Einbecker Brauer. Damit möchte die Einbecker Brauerei auch neue Märkte erschließen – in Deutschland, aber auch im Ausland. Sie betont seit einigen Monaten die Einbecker Bockbier-Tradition und hat ihren neuen Animationsfilm „Bockstory“ mittlerweile auch ins Englische, Schwedische, Holländische und in Mandarin-Chinesisch übersetzen lassen.

Das Original vom Erfinder

Chairoplane waren schon 2013 beim Hoffest dabei. Archivfoto

Chairoplane waren schon 2013 beim Hoffest dabei. Archivfoto

Wer hat’s erfunden? Nein, in diesem Falle waren es nicht irgendwelche eidgenössischen Kräuterbonbon-Hersteller. Das Einbecker Ur-Bock war schon ein Craft-Bier, als andere Kontinente, die jetzt meinen, dass sie das Craft-Beer begründet hätten, von Kolumbus noch gar nicht entdeckt waren… Ein im wahrsten Wortessinne handwerklich sauber gebrautes Bier – das Original-Bockbier vom Erfinder des Bockbiers eben, aus Einbeck. Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch hat beim Start in Einbeck angekündigt, diese DNA des Unternehmens stärker herausstreichen zu wollen. Nächstes Jahr bietet sich dafür eine hervorragende Gelegenheit: Das Reinheitsgebot von 1516 feiert sein 500-jähriges Jubiläum – und die Einbecker Brauerei feiert pünktlich mit: Am Tag des deutschen Bieres am 23. April findet das Einbecker Hof-Fest statt, bei dem traditionell und offiziell das Einbecker Mai-Ur-Bock angestochen wird – DAS Bockbier made in Einbeck.

Die Einbecker Brauhaus AG hat bereits einen ersten Blick auf das Musik-Programm gewährt. Die Besucher können sich wieder auf „Die Eichenberger“ freuen, die schon 2015 das Publikum mitgerissen haben. Ein Party-Power-Programm verspricht die Einbecker Band „Chairoplane„, die mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und einer Stimme Classics und Favourites der vergangenen vier Jahrzehnte perfekt in Szene setzt. Und auch für die Abendparty sind zwei echte Top-Acts gebucht, teilt das Unternehmen mit: Dann bringen mit spitzen Schuhen und jeder Menge Nostalgie ‚The Wild Bobbin‘ Baboons‘ den Rock’n’Roll der Golden Fifties auf die Hof-Bühne – mitreißend, energiegeladen und mit einem Augenzwinkern. Zum Abschluss kommt die schönste Boygroup der Welt: So beschreiben sich die „Big Maggas“ um Chef-Entertainer Roy „Rakete“ Ostermann selbst. Sie kombinieren handgemachte Musik mit schrägen Showeinlagen und machen aus musikalischen Katastrophen, wie „Tiamo“, „Biene Maja“ oder „Herzilein“, mitreißende Eigenkreationen.

Ausgesuchte Biere zum Bestellen

Karton Bierselect.

Bier im Karton.

Wer ein regionales Bier genießen will, kann das ohne Probleme tun: 1352 Brauereien gibt es laut Statistischem Bundesamt derzeit in Deutschland, jede Brauerei hat ihr ganz besonderes Geschmacksprofil. Das gilt auch für die Heimat guter Biere, für den besten Gerstensaft, den einer kennt, der Einbecker Bier genennt… um einmal Luther zu zitieren. Doch wer im hohen Norden oder im tiefen Süden, im Westen oder Osten die Lust nach einem Einbecker Brauherren-Pils oder einem Mai-Urbock verspürt, muss schon sehr viel Glück haben, dass sein lokaler Getränkehändler ihm den Wunsch erfüllen kann. Und auch Einbecker möchten ja manchmal ein anderes Bier trinken als das hier Gebraute. Wenn auch selten…

Die BierSelect GmbH mit Sitz in Hamburg, eine Tochterfirma der Sozietät Norddeutscher Brauerei-Verbände, hat dieses Problem erkannt und als Lösung Anfang August einen Online-Shop für regionale Bierspezialitäten gestartet: Bier-Liebhaber haben mit ihm den einfachen Zugriff auf eine Vielfalt an Produkten abseits des nationalen Mainstreams, können viele Biere kleiner lokaler und regionaler Brauereien aus ganz Deutschland bestellen. Das sind selbstverständlich keine der üblichen Fernsehbiere. Zum Start sind mehr als 150 verschiedene Sorten von 52 Brauereien in Deutschland verfügbar, darunter auch junge kreative Kleinbrauereien mit ihren Craft-Bieren. Das Sortiment soll laufend durch weitere regionale Biere erweitert werden. Mit dabei ist natürlich das Einbecker Brauhaus mit seinen Biersorten aus der Heimat des Bockbieres.

Verpackt und versandt werden die Biere in Peine bei der zur Einbecker Brauhaus AG gehörenden Braumanufaktur Härke, Bierselect ist hier Mieter. Ausschlaggebend war die Lage nahe der Autobahnen 2 und 7, die einen Versand der Biere unproblematisch macht, ebenso die Anlieferung.

Ein Bierfinder auf der Website führt wie ein roter Faden mit verschiedenen Auswahlkriterien den Suchenden zu seinen idealen Bieren. Suchfilter selektieren das Bierangebot nach Sorten, nach Regionen, nach Geschmack oder nach einer bestimmten Brauerei. Beispielsweise kann man eine bestimmte Biersorte wie Pils, Weizen, Lager oder Ale suchen und die daraufhin angezeigte Auswahl dann weiter eingrenzen. Oder man sucht Biere mit einem bestimmten Geschmack beispielsweise aus dem Norden. In einem Kurztext werden die wichtigsten Produktinformationen angezeigt: Alkoholgehalt, Stammwürze, Bierfarbe, Genusstemperatur, Bittereinheiten und Hopfensorte.

Neben der Produktvielfalt beinhaltet die Website BierSelect.de ferner ausführliche Informationen zum Wissen über Biere, ihre Herstellung, Tipps zum Genuss und vieles mehr. Neben einem Newsletter wird ein Biermagazin herausgegeben, das unterschiedliche Themen in den Vordergrund hebt, Brauereien vorstellt und die Menschen hinter den Bieren zeigt. Da die Seite erst vor wenigen Tagen gestartet ist, ist das Angebot hier noch ausbaufähig.

Meine Auswahl, bestellt bei Bierselect.

Meine Auswahl, bestellt bei Bierselect.de.

Ich habe es ausprobiert und mir bei Bierselect eine Auswahl von acht verschiedenen Bieren im Online-Shop zusammengestellt. Natürlich habe ich (ausnahmsweise mal) keine der Einbecker Biere gewählt, denn die könnte ich ja viel bequemer hier vor Ort kaufen.Ich habe mich für Colbitzer Bock, Fendt Dieselross-Öl, BRLO Porter, Schwarzer Abt, Klüvers Küsten Röker, Schalchner 5-Korn, TAP X Mathilda Soleil und Wedding Pale Ale entschieden.

Das funktionierte im Onlineshop nicht nur sehr einfach, zu jeder Biersorte waren dort auch viele weitere  Zusatzinformationen verfügbar (zum Beispiel: Welche Hopfensorte wird verwendet? Wer ist der Hersteller dieses Bieres? Welche Geschichte hat die Brauerei?). Zwei Tage nach der Bestellung stand der Karton mit den acht Bierflaschen auf dem Tisch, der Genuss der unterschiedlichen Biere konnte beginnen…

Bierselect-Karton mit acht Flaschen.

Mein Bierselect-Karton mit acht Flaschen.

 

Ein Amber Ale auf die Dividende

Amber Ale von der Braumanufaktur Härke.

Amber Ale von der Braumanufaktur Härke.

Überschäumender Optimismus wäre übertrieben gewesen, aber nach siebenjähriger Durststrecke zeigten sich die Aktionäre der Einbecker Brauhaus AG heute bei der Hauptversammlung des Unternehmens durchaus zufrieden, hatten kaum kritisiche Fragen und beschlossen ohne großen Zeitverzug eine 6-Cent-Dividende: Nach kaum zweieinhalb Stunden war alles vorbei, konnten sich die Anteilseigner der Brauerei (147 Mitarbeiter) außer an der traditionellen Gulaschsuppe an einer Spezialität laben: Der Vorstand kredenzte ein nach dem Craftbier-Trend produziertes Amber Ale, das die Braumanufaktur Härke (Peine) speziell zum Hoffest am vergangenen Wochenende und für ausgewählte Gastronomie eingebraut hatte. Die 125-jähriges Jubiläum feiernde Härke-Brauerei gehört zur Einbecker-Gruppe.

Die Einbecker Brauhaus AG ist auch im jetzt bilanzierten Geschäftsjahr 2014 die Nummer 1 auf dem deutschen Bockbiermarkt. Das sagte Vorstandssprecher Lothar Gauß. Bei den Einbecker-Marken habe man im vergangenen Jahr 1,4 Prozent mehr Bier absetzen können, allerdings habe man feststellen müssen, dass die sehr positive Entwicklung bei Landbier und Kellerbier teilweise zulasten von Einbecker Pilsener gehe.

Die heutige Hauptversammlung war auch der erste öffentliche Auftritt von Martin Deutsch bei den Einbecker Bierbrauern. Der 50-Jährige aus Fürstenfeldbruck tritt im Oktober die Nachfolge von Walter Schmidt (64) an, der in den Ruhestand geht. Für Deutsch schließt sich nach eigener Aussage damit ein Kreis – „nach 400 Jahren“, wie der Bayer mit unüberhörbarer, leichter Dialekt-Note lächelnd den Aktionären berichtete. Denn vor 25 Jahren habe er erstmals während der Ausbildung zum Brauer und Mälzer beruflich Berührung mit Bier aus Einbeck gehabt. Dabei habe er natürlich gelernt, woher denn das Bockbier ursprünglich stammt und dass die Münchener den Einbeckern einst 1612 den Braumeister abgeworben hatten. Martin Deutsch, der mit Ehefrau Petra (Garten- und Landschaftbauerin) und ohne die zwei erwachsenen Söhne nach Einbeck ziehen wird, war nach Ausbildung und Studium zunächst in Kulmbach und Kaufbeuren tätig, und nach einem dreijährigen „Ausflug in den alkoholfreien Bereich“ bei Apollinaris/Schweppes dann insgesamt 13 Jahre für den Deutschland-Vertrieb der Paulaner-Brauerei München zuständig. Zuletzt arbeitet Martin Deutsch als Geschäftsführer Vertrieb/Marketing bei Schneider Weisse, bis ihn der Aufsichtsrat der Einbecker Brauhaus AG im März mit Wirkung vom 1. Oktober zum Vorstandsmitglied bestellt hat.

Aufmerksamer Beobachter: Martin Deutsch (links) wird ab Oktober neuer Vorstand der Einbecker sein, Walter Schmidt und Lothar Gauß (kl. Foto) begrüßten ihn.

Aufmerksamer Beobachter beim Aktionärstreffen: Martin Deutsch (links) wird ab Oktober neuer Vorstand der Einbecker Brauhaus AG sein, Walter Schmidt und Lothar Gauß (kl. Foto) begrüßten ihn. Foto/Montage

Kraftbier

Ein Craft-beer der besonderen Einbecker Art.

Ein Craft-Beer der besonderen Einbecker Art (Mitte).

Bier ist in Mode. Wenn man den Foren und Gazetten glaubt, jedenfalls das so genannte Craft-Beer. Ein wahrer Hype wird um den selbst gebrauten Gerstensaft aus kleinen Braustätten gemacht. Die Einbecker Bierkenner und Bierbrauer kann das jedenfalls kalt lassen. Nicht nur, weil im eigentlichen Sinne des Wortes ein Craft-Beer lediglich ein handwerklich hergestelltes Bier ist. Und das ist das aus Einbeck seit 1378, seit fast 400 Jahren auch nach dem Reinheitsgebot. Sondern auch weil die Städtische Dampfbierbrauerei Einbeck einst Ende des 19. Jahrhunderts ein ganz besonderes Kraftbier schon hergestellt und etikettiert hat, als andere noch mühsam nach dem Rezept suchten. Im Urbockkeller der Einbecker Brauhaus AG findet sich eine alte Flasche in einer Vitrine, die „Kraftbier“ ausweist. Es wird als „alkoholarm“ angepriesen. Leider ist nur die leere Flasche überliefert, nicht hingegen ein Geschmackserlebnis…

Die Definition von Craft-Beer lässt viel Spielraum. Ein Bier, das in kleinen Mengen hergestellt wird, ohne Konzernbeteiligung. Was aber ist eine kleine Menge? In Amerika ist das eine andere Größenordnung als in Deutschland. Einbecker Bier ist per se ein Craft-Beer. Und eine Vielfalt abseits von Pils-Einheitsbieren gibt es ja in Einbeck seit jeher, und seit vergangenem Jahr noch einmal besonders: 13 Sorten Einbecker Bier gibt es seit Einführung des Kellerbiers. Wer da nicht das Richtige findet…

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