Einbecker Bierblog

Wissenswertes aus der Heimat guter Biere

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Ein Winterbock mit Till, Elias und Martin

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Das Winterbock-Fass war schnell angezapft, sichere zwei Schläge – wie eine Woche zuvor auf dem Marktplatz – benötigte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek beim inzwischen obligatorischen offiziellen Winterbock-Start im Urbockkeller der Einbecker Brauhaus AG. Dort waren rund 80 Kunden, Importeure und Geschäftsfreunde aus China und Skandinavien sowie Vertreter der Politik zu einem Winterbock-Abend mit Genuss, Geselligkeit und Gaumenfreuden zusammen gekommen. Drei Schauspieler des Deutschen Theaters Göttingen übernahmen die Rollen von Till Eulenspiegel, Elias Pichler und Martin Luther und gaben gar manche Bier-Anekdote von sich. Alle drei Figuren haben eine enge, jahrhundertealte Verbindung zum Einbecker Bier: der Till steht deshalb sogar als Brunnenfigur auf dem Marktplatz, der Elias hat den Bayern das richtige Bier brauen beigebracht, und der Martin hatte immer gerne ein Fässchen des besten Tranks, den einer kennt, bei sich zuhause in Wittenberg.

Video-Eindrücke:

Einbecker Teil der Weltgeschichte

Die Urkunde von 1378 aus Celle.

Die älteste erhaltene Einbecker Bier- Urkunde von 1378 aus Celle.

Einbecker ist nicht weniger als ein Teil der Weltgeschichte zu sehen – der Geschichte des Bieres. Das wird in einer Dokumentation des ZDF deutlich, die am Sonntag, 6. März, um 19.30 Uhr in der ZDF-Sendung „Terra X“ zu sehen ist. Und es dauert nur wenige Minuten, bis Einbecker Bier mit weltgeschichtlichen Epochen prägenden Ereignissen in Verbindung gebracht wird: dem Reichstag zu Worms 1521 und Reformator Martin Luther. Auch wenn der Film das berühmte Zitat Luthers nicht nennt („Den besten Trank, den einer kennt…“), so bringt es der Gerstensaft aus Einbeck zur Top-Meldung in dieser 45-Minuten-Dokumentation von Autor Bernhard von Dadelsen. „Nur ein Krug des guten Einbecker – und Luther steht zu seinen Thesen.“ Die Fürsten hatten die Rechnung ohne das Bier gemacht. Ohne das aus Einbeck.

Seit 500 Jahren gibt es das Reinheitsgebot für Bier in Deutschland, dieses Jubiläum ist der Anlass für die Sendung über die Bedeutung des ältesten deutschen Lebensmittelgesetzes. In Einbeck wird das Jubiläum am 23. April auf dem Hoffest der Einbecker Brauhaus AG gebührend gefeiert. Die ZDF-Dokumentation „Bier – Eine Welt-Geschichte“ erzählt, wie das Bier die Zivilisation seit jeher begleitet hat und schließlich zum Lieblingsgetränk der Deutschen geworden ist. Insgesamt gut drei der 45 Minuten sind der Bierstadt Einbeck gewidmet, der Heimat guter Biere, den Erfindern des Bockbieres. Kein ganz so schlechter zeitlicher Anteil angesichts der Gesamthistorie, die in dem Film bis ins Alte Ägypten und zu den Pyramiden reicht.

Natürlich kommt auch die Geschichte mit dem nach München abgeworbenen Braumeister Elias Pichler im Film vor. Und selbst die wohl bekannteste Bier-Sommelière in Deutschland, Kathrin Meyer, muss dann zugeben: „Das gute Bockbier haben die Preißn erfunden.“

Optisch ist der Film gut gemacht, nicht nur Spielszenen mit Schauspielern machen die bierige Geschichte lebendig. Animationsfilme zeigen plastisch, wie Einbeck früher zur Bier-Blütezeit einmal ausgesehen haben kann, die Bier-Metropole Norddeutschlands war. Und die Luftaufnahmen aus dem aktuellen Einbeck, beispielsweise aus der Tiedexer Straße, von Marktplatz, Rathaus und Marktkirche oder vom Museumsgebäude, stammen vom professionellen Fotografen mit fliegender Kamera, Michael Mehle (Göttingen), und veranschaulichen gut, wie wichtig es früher war, ein Haus mit hohen Dachböden für das Getreide und einer breiten Braudiele zu besitzen.

Die Doku ist in der ZDF-Mediathek zu finden (Einbeck-Teil und komplett).

Wie Regisseur Robert Schotter der „Einbecker Morgenpost“ sagte, hatten die Einbecker im 14. und 15. Jahrhundert das legendärste Bier, deshalb sei der inhaltliche Anteil der Einbecker an der Doku nicht gering. Die Recherche für den Film in Einbeck sei übrigens angenehm gewesen, besonders Museumsleiterin Dr. Elke Heege habe seine Arbeit fachlich und hilfsbereit unterstützt, sagte Schotte. Einbeck sei ihm daher nicht nur wegen des ­leckeren Bieres in guter Erinnerung geblieben.

 

Ein Animation-Video (c) Terra X/ZDF:

 

Von Einbeck lernen…

Als Gästeführer schlüpft der Einbecker Peter Nolte heute in Rolle und Kostüm des historischen Braumeisters Elias Pichler.

Als Gästeführer schlüpft der Einbecker Peter Nolte heute in Rolle und Kostüm des historischen Braumeisters Elias Pichler. Foto: Einbeck Marketing GmbH

Es mag ja für die Bayern schwer erträglich sein. Aber das Bockbier, das vor 400 Jahren in München erstmals gebraut worden war, hat nun einmal seine Wurzeln in Einbeck. Heute würden vermutlich Headhunter mit der Angelegenheit betraut. Wie nach 1600 der bayerische Herzog den Einbecker Braumeister Elias Pichler davon überzeugt hat, in seine Dienste in München zu treten, ist nicht überliefert, finanzielle Anreize dürften freilich ein schlagendes Argument gewesen sein. Klar ist jedenfalls, dass die Münchener ab 1612 das Bierbrauen nach „Ainpöckischer Art“ lernen. Ohne Einbeck hätte es kein Bockbier in Bayern gegeben. Zumal damals Bayern noch als Weinland galt, Bierbrauen eher in Norddeutschland zuhause war.

Die Herzöge von Bayern schätzten das Einbecker Bier. Überliefert ist, dass der herzoglich-bayerische Hof spätestens seit 1550 das gute, starke Bier aus Einbeck regelmäßig importiert hat: Ein Luxusartikel, der stark eingebraut war, um auf den weiten Wegen haltbar zu bleiben. Die Einfuhr des Gerstensaftes war Herzog Wilhelm V. (1579 – 1597) auf Dauer zu teuer, er hatte einen durstigen und anspruchsvollen Hofstaat, dem das in München gebraute, weniger kräftige Bier nicht gut genug war. Doch geschmacklich konnte es mit dem Einbecker Vorbild nicht mithalten. Herzog Maximilian I. (1597-1651) entschloss sich daher, einen Einbecker Braumeister abzuwerben und in herzogliche Dienste zu stellen.

Elias Pichler experimentierte ab 1612 mit dem „Ainpöckisch Bier“ made in München. 1614 schließlich konnte er im Hofbräuhaus Bier nach „Einbecker Art“ herstellen. Aus diesem „Ainpöckisch Bier“ wurde mit der Zeit das „Ainpöck“ und schließlich das „Bockbier“, ein Bier mit hohem Stammwürzegehalt.

Der neue Maibock soll gar zu einem Retter der Stadt München geworden sein: Als 1632 während des Dreißigjährigen Krieges die Schweden die Stadt besetzt haben, sahen sie von Plünderung und Brandschatzung nur ab, wenn sie als Tribut 344 Eimer Maibock aus dem Hofbräuhaus erhalten würden.

Eine ganz eigene, fränkisch motivierte Story des Bockbiers präsentiert gerne der bayerische Finanzminister Markus Söder (der fiskalische Chef des Hofbräuhauses). Dass das Bockbier von Albrecht Dürer aus Nürnberg erfunden sein worden soll, ist zwar amüsant zu hören, jedoch total falsch und eine glatte Lüge, um den Herrn Minister zu zitieren 😉

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