Einbecker Bierblog

Wissenswertes aus der Heimat guter Biere

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Bierordensträgerin aus der Hopfen-Heimat

(c) fb Frank Bertram

Freude über den von Präsident Albert Eggers überreichten Bierorden bei Claudia Jung. Rechts Laudatorin Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek.

Wenn eine Sängerin einen Orden erhält, liegt die Vermutung nahe, dass sie nicht nur Dankesworte sprechen möchte, sondern auch singen will. So war das jetzt auch bei der Schlagersängerin Claudia Jung, die mit dem Einbecker Bierorden der Gesellschaft der Karnevalsfreunde und der Einbecker Brauhaus AG ausgezeichnet worden ist. Und zum Dank sogleich das Hofbräuhaus-Lied („Oans, zwoa, gsuffa!“) anstimmte, das Publikum in der Rathaus-Narhalla sogleich zum Mitsingen motivierte. In München steht zwar besungenes Hofbräuhaus, aber ohne Einbeck stände es dort nicht. Falls es die neue Bierordensträgerin aus der Holledau, dem größten Hopfenanbaugebiet der Welt, noch nicht gewusst haben sollte, dann hat ihr die ebenfalls aus dem Münchner Umland vor vielen Jahren „zuagroaste“ Einbecker Bürgermeisterin die Geschichte mit Elias Pichler und dem aus Einbeck abgeworbenen Braumeister von 1612 in der Ordenlaudatio nochmal erzählt. Sie sei ja froh, scherzte Dr. Sabine Michalek, dass sie mittlerweile schon „unser Bockbier“ sagen dürfe.

Claudia Jung aus der Hopfen-Heimat hat den Einbecker Bierorden in der 70. Session der Karnevalsfreunde für ihre Verbundenheit mit dem Bier und für besondere Verdienste um den Humor nicht nur in der fünften Jahreszeit erhalten. Als sie vom Einbecker Bierorden gehört habe, sei ihr, der gebürtigen Rheinländerin, rasch klar gewesen: „Da muss ich hin.“ Und weil die Schlagersängerin schon zwei Mal beim Eulenfest in Einbeck aufgetreten ist, hatte dabei natürlich auch der Stargastmacher und Porzellankaufmann Rudi Reinert seine Hände im Spiel. Er holte die Ordensträgerin nicht nur mit dem Auto vom Zug ab, sondern hatte der Bürgermeisterin nach deren augenzwinkernder Auskunft auch die Sorgen vor Starallüren genommen. „Die Claudia Jung, das ist eine klasse Frau, die ist total nett und völlig unkompliziert – so wie ich halt“, zitierte Michalek „Scherben-Rudi“.

Vorjahres-Ordensträger Franky, der eigentlich die Laudatio halten sollte, kam nur per Stimme „zugeschaltet“ im Interview mit Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch zu Wort. „Als Radiohörer sind Sie das ja gewohnt, mich nicht zu sehen“, scherzte der ffn-Morgenmän. Er müsse nun mal um 3 Uhr aufstehen und in Hannover arbeiten, da sei es nicht möglich bis sehr spät abends in Einbeck zu sein. Franky fand es überfällig, dass endlich eine weitere Frau den Einbecker Bierorden erhält. „Und Claudia Jung bleibt immer Jung – egal wie alt sie wird“, kalauerte er. Die Schlagersängerin ist erst die vierte Frau, die den zum 24. Mal vergebenen Karnevalsorden bekommen hat – nach der einstigen Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, NDR-Moderatorin Bettina Tietjen und Schauspielerin Rebecca Siemoneit-Barum.

Der Einbecker Bierorden wurde auch in diesem Jahr vor geladenen Gästen aus Karneval, Politik und Wirtschaft mit närrischem Programm im historischen Rathaussaal der Stadt Einbeck verliehen. In den vergangenenen Jahren hatte unter anderem der damalige Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) die höchste närrische Ehrung erhalten. Auch Ministerpräsident Stephan Weil (2014), dessen Vorgänger David McAllister (2010) und Ex-Landrat Michael Wickmann (2012), aber auch Hannover-96-Präsident Martin Kind gehören zu den bisherigen Ordensträgern.

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Ein Video vom Hofbräuhauslied:

Das Ur-Ur-Bock vom Erfinder

Ulrich Meiser (links) und Ingo Schrader mit dem neuen Ainpöckisch Bier.

Ulrich Meiser (links) und Ingo Schrader mit dem neuen Ainpöckisch Bier.

Naturtrübe, bockstarke Neuigkeiten aus der Heimat guter Biere: Pünktlich zum 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebotes im April bringt das Einbecker Brauhaus sein fünftes Bockbier auf den Markt: „Ainpöckisch Bier“ nennen die Brauer ihre neue naturtrübe Sorte – und beziehen sich dabei auf die ursprüngliche Brauweise unfiltrierten Gerstensaft, wie er in früheren Jahrhunderten gang und gäbe war und wie er schon Martin Luther beim Reichstag zum Worms 1521 und den Münchenern 1614 so gut schmeckte, dass sie nach dem „Ainpöckisch Bier“ verlangten. „Das ist das Ur-Ur-Bock“, sagt Ingo Schrader, Marketingchef der Einbecker Brauhaus AG. „Es ist unsere Antwort auf die Craft-Bier-Bewegung“, ergänzt Pressesprecher Ulrich Meiser. „Wir produzieren schon seit mehr als 600 Jahren Craft-Bier, wir haben’s erfunden.“

Ein halbes Jahr lang haben die Braumeister in Einbeck intensiv an der neuen Bockbiersorte probiert, immer wieder modifiziert, bis am Ende das „Ainpöckisch Bier“ mit der markanten Jahreszahl 1378 auf dem Leinenstruktur-Etikett heraus kam, das goldgelb im Glas schimmert und 6,7 Volumenprozent Alkohol hat bei 16,4 Prozent Stammwürze. Bei ersten Tests im Handel sei das neue Bockbier bereits so gut angekommen, dass man mehr eingebraut habe als ursprünglich geplant, sagt Ingo Schrader. Außer beim Hoffest am 23. April, bei dem ein Fass des neuen „Ainpöckisch Bier“ von Polit-Prominenz angestochen wird, ist das neue Bockbier nur in der seit 1851 verwendeten Traditionsflasche erhältlich.

Ainpöckisch in der Traditionsflasche, aber ohne Halsschleife und mit Leinenstruktur-Etikett.

Ainpöckisch in der Traditionsflasche, aber ohne Halsschleife und mit Leinenstruktur-Etikett.

„Ainpöckisch Bier“ gibt es im Handel nicht in der klassischen Bierkiste, sondern ausschließlich in einer von der Northeimer Firma Thimm mit entwickelten Jubiläumsbox aus Pappe mit sieben Flaschen und einem speziell gestalteten Glas „500 Jahre Reinheitsgebot“. Das ist nicht nur bei der Distribution besser, sagen die Einbecker Brauer. Damit möchte die Einbecker Brauerei auch neue Märkte erschließen – in Deutschland, aber auch im Ausland. Sie betont seit einigen Monaten die Einbecker Bockbier-Tradition und hat ihren neuen Animationsfilm „Bockstory“ mittlerweile auch ins Englische, Schwedische, Holländische und in Mandarin-Chinesisch übersetzen lassen.

Der Mai ist gekommen…

Maibaum vor dem Einbecker Brauhaus.

Maibaum vor dem Einbecker Brauhaus.

Der Mai ist gekommen, und in der Heimat der Bockbiere, in Einbeck, ist nach dem süffigen Hof-Fest nun auch offiziell der Maibock angestochen, der hier natürlich Mai-Ur-Bock heißt. Bewusst Ur-Bock, denn ohne Einbeck gäb’s kein Bockbier, auch nicht im Mai. Das wissen aller Bierkenner, auch die Münchener. Im Hofbräuhaus, wo 1614 das erste Bockbier Einbeck’scher Art ausgeschänkt wurde, haben sie’s auch verinnerlicht, von wem sie das Bockbierbrauen gelernt haben, selbst wenn in einem aktuellen Podcast des Hofbräuhaus am Platzl über den Maibock und seine Herkunft und Geschichte Einbeck erst ab Minute 8 zu hören ist…

Einbeck genießt indes nicht nur das Mai-Ur-Bockbier, sondern rüstet sich auch zum Maibaum-Wettbewerb, den das Brauhaus gemeinsam mit der Einbecker Morgenpost und der Einbeck Marketing GmbH auslobt. Seien wir gespannt, wer da in diesem Jahr den prächtigsten Holz-Baum hat und welche Maibaum-Gruppe gewinnt.

Eine schöne Tradition in München ist der Maibock-Anstich im Hofbräuhaus, wo die Politiker regelmäßig ihr Fett abbekommen. Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) macht seit ein paar Jahren sogar dem Hauptredner Konkurrenz mit seinen Frotzeleien gegen die eigenen Politikerkollegen. Hier sind die Einbecker früher dran als die Bayern: In Einbeck wird schon im Karneval derbleckt, müssen die (Kommunal-)Politiker einiges vom Till und anderen Traditionsfiguren einstecken. Vielleicht kann man in Einbeck mal beides erfolgreich vereinigen: Beim Anstich des Mai-Ur-Bock eine würzige, kabarettistische Rede auf die (Kommunal-)Politik, das wär’s doch mal.

Von Einbeck lernen…

Als Gästeführer schlüpft der Einbecker Peter Nolte heute in Rolle und Kostüm des historischen Braumeisters Elias Pichler.

Als Gästeführer schlüpft der Einbecker Peter Nolte heute in Rolle und Kostüm des historischen Braumeisters Elias Pichler. Foto: Einbeck Marketing GmbH

Es mag ja für die Bayern schwer erträglich sein. Aber das Bockbier, das vor 400 Jahren in München erstmals gebraut worden war, hat nun einmal seine Wurzeln in Einbeck. Heute würden vermutlich Headhunter mit der Angelegenheit betraut. Wie nach 1600 der bayerische Herzog den Einbecker Braumeister Elias Pichler davon überzeugt hat, in seine Dienste in München zu treten, ist nicht überliefert, finanzielle Anreize dürften freilich ein schlagendes Argument gewesen sein. Klar ist jedenfalls, dass die Münchener ab 1612 das Bierbrauen nach „Ainpöckischer Art“ lernen. Ohne Einbeck hätte es kein Bockbier in Bayern gegeben. Zumal damals Bayern noch als Weinland galt, Bierbrauen eher in Norddeutschland zuhause war.

Die Herzöge von Bayern schätzten das Einbecker Bier. Überliefert ist, dass der herzoglich-bayerische Hof spätestens seit 1550 das gute, starke Bier aus Einbeck regelmäßig importiert hat: Ein Luxusartikel, der stark eingebraut war, um auf den weiten Wegen haltbar zu bleiben. Die Einfuhr des Gerstensaftes war Herzog Wilhelm V. (1579 – 1597) auf Dauer zu teuer, er hatte einen durstigen und anspruchsvollen Hofstaat, dem das in München gebraute, weniger kräftige Bier nicht gut genug war. Doch geschmacklich konnte es mit dem Einbecker Vorbild nicht mithalten. Herzog Maximilian I. (1597-1651) entschloss sich daher, einen Einbecker Braumeister abzuwerben und in herzogliche Dienste zu stellen.

Elias Pichler experimentierte ab 1612 mit dem „Ainpöckisch Bier“ made in München. 1614 schließlich konnte er im Hofbräuhaus Bier nach „Einbecker Art“ herstellen. Aus diesem „Ainpöckisch Bier“ wurde mit der Zeit das „Ainpöck“ und schließlich das „Bockbier“, ein Bier mit hohem Stammwürzegehalt.

Der neue Maibock soll gar zu einem Retter der Stadt München geworden sein: Als 1632 während des Dreißigjährigen Krieges die Schweden die Stadt besetzt haben, sahen sie von Plünderung und Brandschatzung nur ab, wenn sie als Tribut 344 Eimer Maibock aus dem Hofbräuhaus erhalten würden.

Eine ganz eigene, fränkisch motivierte Story des Bockbiers präsentiert gerne der bayerische Finanzminister Markus Söder (der fiskalische Chef des Hofbräuhauses). Dass das Bockbier von Albrecht Dürer aus Nürnberg erfunden sein worden soll, ist zwar amüsant zu hören, jedoch total falsch und eine glatte Lüge, um den Herrn Minister zu zitieren 😉

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