Drei Jahre waren seit der Premiere vergangen, als wieder im Mai ein Biertreck von Einbeck aus aufbrach: Nach der legendären Reise auf der „Bockbierstraße“ nach München machten sich 1972 Fuhrwerke, Landsknechte und Reiter auf, erneut das gute Einbecker Bier nach alter Tradition auszuliefern. Auf Initiative des damaligen Brauereidirektors Karl-Ernst Lenz war 1969 der Treck nach München gezogen, drei Jahre später war nun die Hauptstadt der Hanse, Lübeck, das Ziel des „historisches Abenteuers in moderner Zeit“, wie das damals genannt wurde. Der „Hansetreck“ führte vom 7. bis 19. Mai 1972 von Einbeck über Hannover und Hamburg in die Hansestadt Lübeck.
Ohne Einbeck gäb’s ja bekanntlich kein Bockbier. Und damit diese im Laufe der Jahrzehnte zu verblassen drohende Botschaft möglichst viele vernehmen mögen, war Brauereidirektor Lenz auf die Idee des historischen Biertrecks in die bayerische Landeshauptstadt 1969 gekommen. Es folgten die Biertrecks eben nach Lübeck (1972), und dann ins Rheinland nach Bonn (1973) und nach Celle (1978).
Diese Transporte waren echte Knochenjobs: Um beispielsweise acht Fässer mit 800 Litern Bockbier von Einbeck nach München zu bringen, war so ein Biertreck mit zwei Fuhrwerken, einem Versorgungswagen, 30 Reitern, Herolden und bewaffneten Knechten 14 Tage unterwegs.
Biertreck von Einbeck nach Lübeck in Burgdorf. (c) Bildarchiv Region Hannover, Sammlung Fritsche, Walter Fritsche https://bildarchiv.archivrh.de/detail/25119/Historischer Biertreck. (c) Abbildung: Einbecker Brauhaus AG
Jeden Montag treffen sie sich. Seit 50 Jahren jeden Montag. 18.000 Tage haben sie so schon gemeinsam verbracht, und das Brauherren Pils gehört immer dazu. Die Mitglieder des Stammtisches „Zum goldenen E“ aus Salzderhelden haben ihr goldenes Jubiläum jetzt unter freiem Himmel im Garten nachgeholt, nachdem am eigentlichen Termin im Febuar die Corona-Pandemie größeren Zusammenkünften noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. 1971 hatten sich auf Initiative der Einbecker Brauhaus AG und des damaligen Direktor Karl-Ernst Lenz Stammtische zum goldenen „E“, dem Markenzeichen der Brauerei, gebildet. Der Salzderheldener war Nummer 13. „Das war für uns eine Glückszahl“, sagt Mitglied Jörg Meister. Denn so lange und so regelmäßig wie der Salzderheldener Stammtisch gibt es keinen mehr der vor 50 Jahren initiierten Treffen.
Klaus Talke, Manfred Döllerer, Jürgen Kiehne, Klaus Haendel, Jörg Meister. Foto: Frank Bertram
Und die Stammtischbrüder sitzen montags nicht einfach so herum, scherzte Jörg Meister. Die Treffen seien dafür da, um Neuigkeiten untereinander auszutauschen, Probleme zu lösen und das Einbecker Bier zu genießen, das einst Martin Luther schon so lobte. Der schwarze Zylinder gehört immer dazu, seit 1993 gibt es als Kleidung für offizielle Anlässe dunkelgrüne Sakkos mit rot-silbern-gestreifer Krawatte.
Immer, wenn sich montags ab 18 Uhr der Stammtisch trifft (jeder der Teilnehmer hat seinen festen Stammplatz), gibt es etwas zu essen. Ein festes Ritual neben dem frisch gezapften Einbecker Brauherren Pils. Selbst zu Zeiten als es die Gastwirtschaft des ehemaligen Präsidenten Jürgen Dietrich (später Monika Voss) in Salzderhelden noch gab, durften die Stammtischbrüder ihr Essen mitbringen. Nach dem Schließen der Gastwirtschaft trifft sich der Stammtisch „Zum goldenen E“ im Gemeinschaftsraum im Bahnhof, zurzeit unter den aktuellen Corona-Bedingungen privat.
Dass der Stammtisch „Zum goldenen E“ zu Salzderhelden gehört, zeigen auch die Aktivitäten der Herren abseits der montäglichen Treffen. Die Stammtischfreunde sind bei allen Veranstaltungen im Flecken regelmäßig dabei, beteiligen sich an den Festen. Daneben unternehmen sie Fahrten in die nähere und weitere Umgebung. Zum Jubiläum gratulierten neben Vertreter der Salzderheldener Vereine auch Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller. Der Stammtisch gehöre zum Ortsgeschehen dazu.
Präsident ist seit zehn Jahren Jürgen Kiehne, er ist neben Klaus Talke schon seit 50 Jahren seit der Gründung dabei. Die anderen Herren kamen später hinzu: Dieter Henniges, Albert Thormann, Manfred Döllerer, Klaus Haendel und Jörg Meister. Erst neu dabei sind Edgar Fried, der schon seit über zehn Jahren immer ein gern gesehener Gast war, und Dr. Reinhard Binder.
Welche Wünsche hat der Stammtisch? Jüngere Mitglieder sind gerne gesehen, sobald hoffentlich bald der Gemeinschaftsraum im Bahnhof für die wöchentlichen Treffen wieder nutzbar ist. Auf gezapftes Bier freuen sich alle, die der Einbecker Brauhaus AG für die jahrelange Begleitung danken. Und gesund und munter wollen alle bleiben, um sich montags treffen zu können. Am Stammtisch „Zum goldenen E“.
Jubiläumsfest im Garten bei Jörg Meister (r.). Foto: Frank BertramDie Gründungsurkunde vom 22. Februar 1971.1971 initiierte die Brauerei die Stammtische „Zum goldenen E“.Fotos von den ersten Treffen im Erinnerungsalbum.Gruppenfotos aus vergangenen Jahren. Foto: Frank BertramPräsidentenwahl im Kreis, der Kandidat in der Mitten.
Auf der Bockbierstraße unterwegs: Werbung für den Biertreck 1969. Foto: Archiv Einbecker Brauhaus AG
Ein historisches Abenteuer in moderner Zeit unternahm die Einbecker Brauhaus AG auf Initiative ihres damaligen Brauereidirektors Karl-Ernst Lenz vor 50 Jahren: Im Mai 1969 bewegte sich 14 Tage lang begleitet von bundesweitem Medienecho ein historischer Biertreck von Einbeck nach München. Zwei Bierfuhrwerke, ein großer Planwagen für den Tross, acht Bierfässer mit insgesamt etwa acht Hektolitern Bockbier, 30 Reiter, Herolde und bewaffnete Knechte, die alle prächtige historische Kostüme tragen, reiten und fahren quer durch Deutschland über die „Bockbierstraße“ in die bayerische Metropole nach München. Ohne Einbeck gäb’s ja bekanntlich kein Bockbier. Nicht im Mai und nicht in München. Und damit diese im Laufe der Jahrzehnte zu verblassen drohende Botschaft möglichst viele vernehmen mögen, war Brauereidirektor Lenz auf die Idee des historischen Biertrecks in die bayerische Landeshauptstadt gekommen. Später folgten noch Biertrecks nach Lübeck (1972), ins Rheinland nach Bonn (1973) und nach Celle (1978). Premiere war aber vor 50 Jahren, im Mai 1969: Längst legendär sind Ziegenbock „Ator“ und der Film über dieses Unternehmen, der auch regelmäßig in der großen Bierausstellung im Einbecker Stadtmuseum gezeigt wird. Nach der Verabschiedung in Einbeck am 8. Mai auf dem Marktplatz kam der historische Biertreck am 22. Mai 1969 in München an. Auf dem „Platzl“ war ein kleines Festprogramm organisiert, wobei sich die Münchener Brauereien arg zurückhielten (außer der Ayinger).
Vor den Reden von Bürgermeister und Landtagspräsident hielt der Einbecker Brauereidirektor Lenz eine Ansprache „und übergibt zwei Fass harter Gulden als Olympia-Spende an die Olympia-Sieger Manfred Schnelldorfer und Erhard Keller„, wie es im Programm heißt. „Zum anderen spendet er 8 hl edlen Gerstensaftes für die Münchner Altersheime.“ Der damalige Juniorchef der Brauerei zu Aying, Franz Inselkammer, „verehrt den Einbecker Mannen 1 Zentner Leberkäs, 5 Kilo bayrischen Senf sowie 200 Liter des überall geschätzten Ayinger Pils“. Anschließend waren Ehrengäste „und 200 alte Münchner und Münchnerinnen zur bayrischen Brotzeit mit Einbecker Bier und Ayinger Pils“ eingeladen, heißt es in der Programmfolge. Darauf folgte ein zünftiges Unterhaltungsprogramm mit dem Abschluss: Peter Neu singt Gstanzl.
Ein Biertreck-Gespann von 1969 vor dem Einbecker Brauhaus in der Papenstraße (re. das Amtsgericht, im Hintergrund das Portal der Ratsschule). Foto: privat
Historischer Biertreck 1969 von Einbeck nach München. Fotos: Archiv Einbecker Brauhaus AG
Als 1969 ein Biertreck aus Einbeck auf einer historischen Strecke nach München rollte, war auch ein Bock dabei. Kein Bockbier, ein Ziegenbock. „Ator“ hieß das Tier, das zum Maskottchen des bis heute legendären Unternehmens Biertreck wurde. Die Bierwagen rollten, was eindrucksvoll ein dokumentierender Film zeigt. Und „Ator“, der Ziegenbock, soff kräftig mit. Nach einer Woche soll er sich geweigert haben, Wasser zu trinken, erzählen Teilnehmer des 1969-er Biertrecks. Ohne Einbeck gäb’s kein Bockbier. Nicht im Mai und nicht in München. Und damit diese im Laufe der Jahrzehnte verblasste Botschaft möglichst viele hören und sehen mögen, kam der damalige Brauereidirektor Karl-Ernst Lenz Ende der 1960-er Jahre auf die Idee des historischen Biertrecks. Die am ersten von insgesamt vier Biertreck Mitwirkenden verband die Freude am Bier und am Pferd – so unterschiedlich die Berufe der Reiter und Fuhrleute (Handwerker, Ärzte, Landwirte, Soldaten) auch war. Die veterinärärztliche Betreuung der die kostbare Fracht ziehenden Vierbeiner war sichergestellt, und auch einen Schmied und eine Feldschmiede hatte der Biertreck mitgenommen, schließlich wollte man sich nicht darauf verlassen, in den Orten der Reise zufällig einen kundigen Schmied zu finden, der lädierte Hufeisen erneuern konnte. Da hätte dann auch „Ator“ nicht mehr helfen können.