Einbecker Bierblog

Wissenswertes aus der Heimat guter Biere

Archiv für das Schlagwort “Martin Luther”

Der beste Trank, den einer kennt…

Für einen solchen Testimonial müsste ein Unternehmen heute viel Geld bezahlen: Vor 500 Jahren, beim Reichstag zu Worms 1521, hat Martin Luther sich vor dem Kaiser für seine Lehren rechtfertigen müssen – und erhielt der Legende nach zuvor von Herzog Erich, seinem Landesherrn, einen Krug Einbecker Bier zur Stärkung gereicht. Luther liebte das Einbecker Bier und wird seitdem mit dem bekannten Spruch zitiert, für den es zwar keinen wissenschaftlichen Beleg gibt, der aber für das Image des Gerstensaftes bis heute unschlagbar ist: Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt. Sprach’s, ging zum Kaiser – blieb standhaft und widerrief nicht.

Zum 500-jährigen Jubiläum des Reichstages in Worms 1521 sind bereits mehrere neue Bücher erschienen, weitere folgen. Die große Landesausstellung zum Reichstagsjubiläum in Worms ist wegen der Corona-Pandemie auf den Zeitraum vom 3. Juli bis 31. Oktober 2021 verschoben worden. Ob das geplante Programm so stattfinden kann, wie geplant, werden erst die nächsten Wochen und die Entwicklung der Pandemie zeigen.

Luther, der Fürsprecher des Einbecker Bieres, stand bereits vor vier Jahren beim 500-jährigen Reformationsjubiläum auch wegen des Bieres im Blickpunkt.

Luthers Spruch auf dem Besucherrundgang im Einbecker Brauhaus. (c) fb Frank Bertram

Glückwunsch mit Einbecker, Herr Bundespräsident

Härke-Gebietsverkaufsleiter Carsten Schild (l.), Altbundespräsident Joachim Gauck und Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch. Foto: Einbecker Brauhaus AG

An seinem heutigen 80. Geburtstag kann Altbundespräsident Joachim Gauck mit einem Einbecker anstoßen. Ob er das tut, ist nicht überliefert. Bier und Glas in der Luther-Präsentbox aus der Jubiläums-Sonderedition „500 Jahre Reformation“ jedenfalls hatten ihm Härke-Gebietsverkaufsleiter Carsten Schild und Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch unlängst in Peine überreicht. Der Industrie- und Wirtschaftsverein für Peine und Umgebung feierte dort den 100. Geburtstag des Vereins, die heute zur Einbecker-Gruppe gehörende Brauerei Härke gehörte 1919 zu den Gründungsmitgliedern. Joachim Gauck bedankte sich für das Geschenk mit dem bekannten Luther-Zitat „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.“ Er hat versprochen, sich das naturtrübe helle Bockbier aus Einbeck gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt schmecken zu lassen. Sie sei, so verriet er Martin Deutsch am Rande, im Vergleich zu ihm die kompetentere Biergenießerin. Joachim Gauck war von 2012 bis 2017 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland und ist ordinierter Pastor der evangelisch-lutherischen Kirche. Theologe Gauck und Einbecker-Fan Luther könnten damit etwas gemeinsam haben.

Einbecker in Hannover

Stefan Schostok (2.v.l.) mit (v.l.) Ulrich Meiser, Martin Deutsch und Andreas Bosk. Foto: Beuermann/Einbecker Brauhaus AG

Nicht überall gibt es Einbecker Bier. Aber vielerorts. Und seit 1397 auch nachweislich in Hannover, der heutigen Landeshauptstadt von Niedersachsen. Darauf nahm kürzlich eine illustre Runde Bezug, die sich beim Herausgeber und Chefredakteur des WirtschaftsDienstes Niedersachsen, Andreas Bosk, in der Lounge des WirtschaftsDienstes in Hannover traf. Einen kurzen Impulsvortrag hielt dabei der Einbecker Dennie Klose. Das Treffen gab Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch und Export-Leiter Ulrich Meiser eine schöne Gelegenheit, die bekannte Luther-Präsentbox und den speziellen Einbecker Playmobil-Luther an Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) zu überreichen. Schostok, seit 2013 OB-Nachfolger des heutigen Ministerpräsidenten und Einbecker Bierorden-Träger Stephan Weil (SPD), ist durch eine nach wie vor praktizierte städtische Patronatsregelung Mitglied im Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde in Hannover. Der 54-jährige gebürtige Hildesheimer Schostok fand viele lobende Worte über das Einbecker Bier, teilte die Einbecker Brauhaus AG mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Wer das erste nachgewiesene Einbecker Bier in Hannover erhielt? Natürlich die Schützen.

Archiv Einbecker Brauhaus AG

Besucherempfang aufgefrischt

Gundi Eggers und Ingo Schrader im neuen Besucherempfang.

Das Einbecker Brauhaus empfängt seine Gäste bei Besichtigungen jetzt in aufgefrischten und modernisierten Räumen. Acht Wochen haben die Bauarbeiten im laufenden Betrieb gedauert – nach mehrmonatigen Planungen. Die Investitionen im unteren sechsstelligen Euro-Bereich sorgen nach der Sanierung des Urbockkellers (2013) und dem Bau des Fanshops (2015) für noch mehr Ambiente für die am Gerstensaft interessierten Brauerei-Besucher. In den neu gestalteten Empfangsfluren mit Feinsteinzeug und Natursteinmosaiken als Bodenbelag starten alle Brauereibesichtigungen. Herzstück ist das große, umgestaltete Treppenhaus mit seiner Lichtkuppel, in dem die Besucher wie in einem Theater aufsteigend stehen können und ihr Blick auf eine nachgebaute Fachwerkfassade mit seitlichen Großfotos von Rathaus und Brodhaus gelenkt wird. Integriert wurde dort der vorhandene historische Fachwerk-Torbogen. Auf drei Flachbildschirmen können die Teilnehmer der Brauerei-Führung in einem achtminütigen Film schon viel Wissenswertes über das Einbecker Bier erfahren, tragende Rollen bei dem Info-Clip spielen drei Schauspieler des Deutschen Theaters Göttingen, die Elias Pichler, Martin Luther und Till Eulenspiegel verkörpern. Den Film gibt es auch in englischer Sprache.

Die Wände wurden mit Rosteffektfarbe auf vorhandenen Fliesen gestaltet, dort befinden sich auch mehrere naturbelassene bis zu 100 Jahre alte Eichenbohlen, auf denen die Meilensteine in der Geschichte der Einbecker Brauerei mit großen Jahreszahlen und vertiefenden Basisinformationen markiert sind. Zwei Schauvitrinen zeigen ein Replikat der ältesten erhaltenen Urkunde von 1378 sowie ein Metallmodell, mit dem die typische Einbecker Relief-Flasche hergestellt werden kann. Erhalten geblieben ist das aktualisierte Modell, auf dem sehr gut die Größe des Brauereigeländes in der Stadt Einbeck erläutert werden kann. Im Flur zum Sudhaus zeigen Fototapeten den historischen Braubetrieb. Am Eingang sind (wie schon im Fanshop) vergrößerte historische Flaschen-Etiketten auf der Tapete zu finden.

Als erste Gäste konnten heute Tourismus- und Marketing-Multiplikatoren aus der Region die umgestalteten Empfangsräume sehen.

Als nächsten Schritt will die Einbecker Brauhaus AG im zuletzt 1974 optisch modernisierten Sudhaus eine „Erlebniswelt Rohstoffe“ schaffen, sagten Marketingleiter Ingo Schrader und Gästeführerin Gundi Eggers. Dann sollen dort, wo Schaltzentrale, Läuterbottich und Whirlpool stehen, die Gäste auch die verschiedenen Sorten von Hopfen und Malz anfassen und riechen können – für die Besucher Erläuterungen mit Gefühl und allen Sinnen sozusagen.

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Als Luther im Brodhaus einkehrte

Ulrich Meiser, Gudrun Buschold, Conny Schlöter, Albrecht Gralle.

Wenige Tage vor dem 500. Jahrestag der Reformation ist Martin Luther im Einbecker Brodhaus eingekehrt. Natürlich nicht leibhaftig, obwohl der Einbecker „Martin Luther“ bei der Lesung in der ersten Reihe saß. Gemeinsam hatten Brauhaus, Brodhaus und Literaturhaus eine literarisch-kulinarische Veranstaltung organisiert, die Geschmack auf Wiederholung und Fortsetzung gemacht hat. Der Autor Albrecht Gralle las in der Braudiele des Brodhauses mit den typischen Fässern, in denen man sitzen kann, aus seinem Buch „Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete“ – natürlich die Szene, die im Einbecker Brodhaus am Marktplatz spielt. Der Reformator ist im Jahr 2017 unterwegs und erlebt als Mann des 16. Jahrhunderts allerhand Kurioses, auf dem Weg von Northeim zurück nach Wittenberg lässt er sich im Auto mitnehmen und in Einbeck absetzen. Nachdem Luther schon Angst hatte, dass in Einbeck nicht mehr das von ihm so geschätzte Bier gebraut wird, weil er in den großen, zu seiner Zeit brauberechtigten Fachwerkhäusern mit den großen Torbögen vergeblich angeklopft und nach Bier gefragt und nur Erstaunen geernet hat, findet er schließlich im Brodhaus doch noch sein Lieblingsbier. Albrecht Gralle versteht es, kurzweilig zu erzählen, verrät bei der Lesung die Schlusspointe seines Buches natürlich nicht. Es lohnt sich, diese bei der eigenen Lektüre selbst herauszufinden.

Literatur-Menü.

Bevor Gralle las, hatten die Besucher der Veranstaltung alle einen Comic auf ihrem Schoß. Denn Thomas Dahms stellte sein „Zu Tisch bei Luthers in Wittenberg“ vor, und der Verleger und Autor des Ostfalia-Verlages zeigte sehr praktisch, dass auch Lesungen aus einem Comic sehr gut möglich sind. Bei dem gezeichneten Bilderbuch über Luthers kann man übrigens nebenbei eine Menge lernen. Auch im Comic kommt selbstverständlich Einbeck und sein Bier vor, schließlich war es leckere Gabe bei der Luther-Hochzeit. Nach so viel literarischen Genüssen konnten sich die Gäste an kulinarischen laben. Das Team des Brodhauses um Conny Schlöter kredenzte ein Drei-Gang-Menü und hatte selbstredend die korrespondierenden Einbecker Biere im Ausschank. Mit der passenden Lektüre konnten sich die Besucher schließlich am Büchertisch von Buchhändlerin Gudrun Buschold (Einbecker Literaturhaus) versorgen. Wirklich schade wäre es, wenn es bei dieser einen literarisch-kulinarischen Kombination bliebe, ähnliche Veranstaltungen sind gut denkbar: Beispielsweise gibt es ja auch Einbeck-Krimis, die ebenfalls ihre Szenen im Brodhaus haben. Und dass der eigene Einbeck-Comic überfällig ist, dürfte spätestens an dem Abend im Brodhaus auch jedem klar geworden sein.

Witzig und lehrreich: Comic-Lesung mit Thomas Dahms in der Brodhaus-Braudiele.

Ein Winterbock mit Till, Elias und Martin

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Das Winterbock-Fass war schnell angezapft, sichere zwei Schläge – wie eine Woche zuvor auf dem Marktplatz – benötigte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek beim inzwischen obligatorischen offiziellen Winterbock-Start im Urbockkeller der Einbecker Brauhaus AG. Dort waren rund 80 Kunden, Importeure und Geschäftsfreunde aus China und Skandinavien sowie Vertreter der Politik zu einem Winterbock-Abend mit Genuss, Geselligkeit und Gaumenfreuden zusammen gekommen. Drei Schauspieler des Deutschen Theaters Göttingen übernahmen die Rollen von Till Eulenspiegel, Elias Pichler und Martin Luther und gaben gar manche Bier-Anekdote von sich. Alle drei Figuren haben eine enge, jahrhundertealte Verbindung zum Einbecker Bier: der Till steht deshalb sogar als Brunnenfigur auf dem Marktplatz, der Elias hat den Bayern das richtige Bier brauen beigebracht, und der Martin hatte immer gerne ein Fässchen des besten Tranks, den einer kennt, bei sich zuhause in Wittenberg.

Video-Eindrücke:

Kirchenmitarbeiter auf Luthers Spuren

Führung durch Albert Eggers (r.). Foto: Konnerth

Die Mitarbeiter des Altkirchenkreises Einbeck haben ihren diesjährigen Betriebsausflug auf den Bier-Spuren des Reformators unternommen. Die Pastorinnen und Pastoren, die Diakone und Kirchenmusikerinnen der Region Einbeck-Dassel-Leinetal und die Superintendenten des Kirchenkreises Leine-Solling waren zu Gast im Einbecker Brauhaus. Im Reformationsjubiläumsjahr war es der Wunsch der kirchlichen Konferenz, die Einbecker Brauerei zu besichtigen, die im Laufe der Geschichte Berührungen mit dem Reformator Martin Luther hatte. Albert Eggers führte die Besucher fachmännisch durch den Betrieb und wies dabei auf eben diese Berührungspunkte hin. So soll sich ja Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms im Jahre 1521 mit einem Einbecker Bier gestärkt haben („Den besten Trank, den einer kennt, …“). Und auch zu seiner Hochzeit mit Katharina 1525 habe der Reformator ein Fass Einbecker Bier geschenkt bekommen, berichtete Eggers. Aber nicht nur die Theologie und die Geschichte spielten eine Rolle, die Besucher bekamen vor allem einen Einblick in den hochtechnisierten Brauereiablauf. So schauten sich die Gäste den computergesteuerten Brauablauf genauso an wie die moderne Abfüllanlage. Am Ende der Führung durften sich alle Teilnehmenden der Betriebsführung im Urbockkeller von der Qualität und dem guten Geschmack der Einbecker Biere überzeugen.

Abschluss im Urbockkeller. Foto: Konnerth

Kunst und Bier

Pfarrer Christhard-Georg Neubert, das Künstlerduo  Gilbert & George aus London, Prof. Walter Smerling und Bischof Dr. Markus Dröge (v.l.) vor der Kirche St. Matthäus, Berlin. Foto: Einbecker Brauhaus AG

In der Hauptstadt wird jetzt immer öfter bei offiziellen Gelegenheiten mit einem Einbecker Bier angestoßen. Und Martin Luther macht’s sozusagen möglich. Als in Berlin die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ eröffnet wurde, hatten die Künstler und die Festgäste ein Luther-Glas gefüllt mit Einbecker Bier in der Hand. Landesbischof Dr. Markus Dröge kannte es noch vom Parlamentarischen Abend in der Niedersachsen-Landesvertretung. Mit „Luther und die Avantgarde“ rückt bis 17. September 2017 in Wittenberg, Berlin und Kassel in großem Umfang die zeitgenössische Kunst in den Fokus des evangelischen Jubiläums-Sommers und der Weltausstellung Reformation. Die Kasseler kennen ja schon das Bier aus der Heimat guter Biere – schließlich gehören Martini und Kasseler zur Brauhaus-Familie. In Berlin und Kassel bei der Documenta ergänzen künstlerische Sonderpräsentationen in Kirchengebäuden die zentrale Wittenberger Ausstellung. Das Duo Gilbert & George ist mit seiner Kunst in die St. Matthäus-Kirche am Berliner Kulturforum eingezogen – ein Novum im Werk der Künstler aus London, die eher für eine antiklerikale Haltung bekannt sind. Die beiden Turner-Preisträger, die sich selbst als Teil ihrer Kunst inszenieren, zeigen eine Auswahl ihrer „Sündenbock-Bilder“. Diese wollen das Nervensystem, den Zustand und die Ängste der multikulturellen, multireligiösen, technisch hochgerüsteten Gesellschaft von heute beschreiben. Die Ausstellung von Gilbert & George versteht die Stiftung St. Matthäus als einen Beitrag der Kirche zum kritischen Dialog, zu dem es auch gehört, gefährliche Feindbilder zu benennen, abzubauen und zur Versöhnung beizutragen, ohne die Wirklichkeit zu beschönigen. Kuratiert wird die Ausstellung von einem international tätigen Team, bestehend aus Walter Smerling, Sprecher des Kuratoriums und Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur, Bonn.

Einbecker Bier bei Luthers Hochzeit

Ulrich Meiser vom Einbecker Brauhaus mit Luther-Darsteller Bernhard Naumann und Katja Köhler alias „Katharina von Bora“. Fotos: Einbecker Brauhaus AG

Der Rat der Stadt Wittenberg wollte einst dem Reformator etwas Besonderes kredenzen anlässlich seiner Vermählung mit Katharina von Bora. Und so schenkte der Rat Martin Luther 1525 ein Fass vom besten Bier, das einer kennt. Aus Einbeck kam das Bier auch wieder, als heuer Luthers Hochzeit in Wittenberg gefeiert wurde, ein großes Stadtfest. Zu dem sich alle in historische Gewänder kleiden. Und so waren auch die Einbecker Gäste zünftig gewandet, als sie in Wittenberg vorstellig wurden. Der Empfang durch Doctor Martinus Luther alias Bernhard Naumann und Katharina von Bora alias Katja Köhler und durch Oberbürgermeister Torsten Zugehör im Rathaus und die Übergabe des sehr gut passenden „Hochzeitsgeschenks“ an ihn und an den Ehrenbürger der Stadt Wittenberg, den Pfarrer und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer haben den Einbeckern viel Spaß gemacht.

Ulrich Meiser (l.) mit Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.

Bier in Bethlehem

Landesbischof Ralf Meister (r.) im Gespräch mit Petra und Martin Deutsch, Vorstand der Einbecker Brauhaus AG. Foto: cmf / Claus-Martin Friese

Wo Luther ist, da ist auch das Bier nicht weit. Und da in diesem Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation Luther nie weit weg ist, ist auch das Bier ganz nahe. Das Einbecker zumal. Schließlich hat der Reformator ihn vor fünf Jahrhunderten den besten Trank genennt, den einer kennt. Und wer kein Bier hat, so Luther, der hat nichts zu trinken. Als jetzt der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister im Einbecker Ortsteil Hullersen zu Besuch war, um einen der frühesten Orte zu loben, in dem schon 1522 lutherisch-reformatorisch gepredigt wurde, war natürlich das Einbecker Bier nicht weit. Bei Bier und Bratwurst kamen auch Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch und der Landesbischof ins Gespräch. Den Playmobil-Luther hatte der Bischof da gerade bereits geschenkt bekommen, ein Bierpräsent war obligatorisch. Meister hatte in seiner Predigt von Hullersen als „Bethlehem der Landeskirche Hannovers“ gesprochen, denn hier sei die Reformation geboren worden.

In Hullersen gab sich Ralf Meister auch als Pfadfinder des VCP, des Verbandes Christlicher Pfadfinder, zu erkennen: „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder!“ Der Pfadfinder-Stamm Hullersen ist nach dem mutigen Augustinermönch Johannes Ebbrecht benannt, der 1522 lutherisch predigte und dafür eingekerkert wurde. Seit den Pfadfinder-Anfängen in Hullersen dabei ist Rüdiger Bechstein. „Pastor Reinhard Sorge hat den Stamm damals gegründet und uns Konfirmanden angesprochen. Benannt wurde der Pfadfinder-Stamm nach dem mutigen Mönch“, erinnert sich der Hullerser, der jetzt in Stuttgart wohnt, sich dem Heimatdorf aber stark verbunden fühlt. Ihm gehört auch die große Wiese, auf der die alljährlichen Zeltlager stattfinden, die die Kirchengemeinde Leine-Weper (Moringen) seit 24 Jahren veranstaltet. Das diesjährige Zeltlager hat Landesbischof Ralf Meister nach dem Festgottesdienst besucht. „Die Wiese ist zu 95 Prozent von Wasser umgeben, was ihr einen ganz eigenen Charakter gibt“, erklärt Dirk Grundmann, Pastor in Moringen seit 24 Jahren. Das Erstaunliche: Die Zeltlagerwiese ist eine naturbelassene Wiese ohne jegliche Infrastruktur. „Alles Erforderliche wird von den Teamern vorher aufgebaut – von der selbst gebauten Ilme-Brücke bis hin zu den Zelten, Toiletten, einem 200-Quadratmeter-Aufenthaltszelt, Materialzelt und Lagerküche, sogar die Wasserversorgung“, sagt Grundmann. Der Fluss dient jedoch nicht nur dafür: Auch Surfbrett-Touren auf der Ilme gehören jedes Jahr zum festen Repertoire.

„Jedes Jahr finden zwei Zeltlager nacheinander dort statt, mit insgesamt 230 Kindern und Mitarbeitern. Sie haben inzwischen Kultstatus erreicht. Viele der beteiligten 40 Teamer sind bereits zum zehnten oder 15. Mal dabei“, erklärt der Pastor im T-Shirt, bis am Eingang des Zeltlagers das große Spektakel beginnt. Denn im Jahr des Reformationsjubiläums haben die Jugendlichen so originalgetreu wie möglich die „Wartburg“ nachgebaut. Ein kleines Anspiel zeigte anschaulich, wie die Wartburg und die entsandten kleinen Ritter mit Schwertern und Kampfklappen Martin Luther (alias Fabian Froböse mit Dackel Fluffy), und die dann beginnende Reformation schützte. Nach einem Rundgang durch das Camp und der Vorstellung des Hullersen-Liedes stellte der Landesbischof, sichtlich beeindruckt, folgendes fest: „Ich habe keine Ahnung, ob ich je nach Hullersen zurück kehre. Aber über Hullersen werde ich noch in zehn oder 15 Jahren Geschichten erzählen können.“ Denn: „Ihr seid hier im Geiste Gottes. Eine große, tolle Gemeinschaft. Das ist eine ganz tolle Botschaft! Und ich durfte für ein paar Minuten diese Gemeinschaft teilen.“

 

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