Als Luther im Brodhaus einkehrte
Wenige Tage vor dem 500. Jahrestag der Reformation ist Martin Luther im Einbecker Brodhaus eingekehrt. Natürlich nicht leibhaftig, obwohl der Einbecker „Martin Luther“ bei der Lesung in der ersten Reihe saß. Gemeinsam hatten Brauhaus, Brodhaus und Literaturhaus eine literarisch-kulinarische Veranstaltung organisiert, die Geschmack auf Wiederholung und Fortsetzung gemacht hat. Der Autor Albrecht Gralle las in der Braudiele des Brodhauses mit den typischen Fässern, in denen man sitzen kann, aus seinem Buch „Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete“ – natürlich die Szene, die im Einbecker Brodhaus am Marktplatz spielt. Der Reformator ist im Jahr 2017 unterwegs und erlebt als Mann des 16. Jahrhunderts allerhand Kurioses, auf dem Weg von Northeim zurück nach Wittenberg lässt er sich im Auto mitnehmen und in Einbeck absetzen. Nachdem Luther schon Angst hatte, dass in Einbeck nicht mehr das von ihm so geschätzte Bier gebraut wird, weil er in den großen, zu seiner Zeit brauberechtigten Fachwerkhäusern mit den großen Torbögen vergeblich angeklopft und nach Bier gefragt und nur Erstaunen geernet hat, findet er schließlich im Brodhaus doch noch sein Lieblingsbier. Albrecht Gralle versteht es, kurzweilig zu erzählen, verrät bei der Lesung die Schlusspointe seines Buches natürlich nicht. Es lohnt sich, diese bei der eigenen Lektüre selbst herauszufinden.
Bevor Gralle las, hatten die Besucher der Veranstaltung alle einen Comic auf ihrem Schoß. Denn Thomas Dahms stellte sein „Zu Tisch bei Luthers in Wittenberg“ vor, und der Verleger und Autor des Ostfalia-Verlages zeigte sehr praktisch, dass auch Lesungen aus einem Comic sehr gut möglich sind. Bei dem gezeichneten Bilderbuch über Luthers kann man übrigens nebenbei eine Menge lernen. Auch im Comic kommt selbstverständlich Einbeck und sein Bier vor, schließlich war es leckere Gabe bei der Luther-Hochzeit. Nach so viel literarischen Genüssen konnten sich die Gäste an kulinarischen laben. Das Team des Brodhauses um Conny Schlöter kredenzte ein Drei-Gang-Menü und hatte selbstredend die korrespondierenden Einbecker Biere im Ausschank. Mit der passenden Lektüre konnten sich die Besucher schließlich am Büchertisch von Buchhändlerin Gudrun Buschold (Einbecker Literaturhaus) versorgen. Wirklich schade wäre es, wenn es bei dieser einen literarisch-kulinarischen Kombination bliebe, ähnliche Veranstaltungen sind gut denkbar: Beispielsweise gibt es ja auch Einbeck-Krimis, die ebenfalls ihre Szenen im Brodhaus haben. Und dass der eigene Einbeck-Comic überfällig ist, dürfte spätestens an dem Abend im Brodhaus auch jedem klar geworden sein.