„Wir stemmen uns mit Innovationen gegen den schrecklichen Sturm in unserer Branche.“ Marc Kerger, Vorstand der Einbecker Brauhaus AG, konnte bei der Hauptversammlung den rund 400 Aktionären in der PS-Halle zwar keine guten Zahlen vorlegen – aber mehrere neue Produkte und anstehende Design-Veränderungen vorstellen. Der 53-Jährige leistete auch gleich zu Beginn der Veranstaltung Abbitte gegenüber den Anteilseignern: Vor einem Jahr habe er als „Greenhorn“ eine zu positive Prognose abgegeben, damals erst wenige Monate als Alleinvorstand im Amt und in der Annahme, einen absatzstarken EM-Sommer vor sich zu haben. Doch der Pro-Kopf-Verbrauch geht zurück, der Bierausstoß sinkt, der Preiswettbewerb wird immer ruinöser, die Belastungen durch gestiegene Energiepreise und Rohstoffpreise nehmen zu. Heute sei er in der herausfordernden Realität der Branche angekommen und habe die Rolle eines Krisenmanagers in einem erodierenden Markt angenommen, sagte Kerger – wissend, dass es sich um kein primär Einbecker Problem handelt, sondern den gesamten Biermarkt betrifft. Mehr als 50 Brauereien seien in einem Jahr vom Markt verschwunden. „Wir wollen und werden nicht dazu gehören“, machte Marc Kerger deutlich. „Es wird ein langer, kraftzehrender Weg werden, aber ich habe ihn angetreten, um dieses Unternehmen durch diese herausfordernden Zeit zu steuern.“ Der Aufsichtsrat stehe hinter dem Vorstand, sagte Vorsitzender Robert A. Depner.
2024 war für die Einbecker Brauhaus AG nach den Worten von Vorstand Marc Kerger ein Jahr der Weichenstellungen – und auch eines, das durch strukturelle und strategische Maßnahmen einmalig Geld gekostet habe, wodurch man aber wichtige Grundlagen geschaffen habe, die sich noch auszahlen werden. Mit der Sorte Lager (mit und ohne Alkohol), mit dem Einbecker Helles, mit dem alkoholfreien Bockbier sowie dem Barrel-Bock habe man aber bereits erste Trendprodukte und Innovationen am Markt platzieren können. „Es geht jetzt darum, weiter an Schnelligkeit zu gewinnen“, sagte Kerger. „Der Weg vom Brauer zum breit aufgestellten Getränkehersteller ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit vielen Zwischensprints.“
Brauhaus-Vorstand Marc Kerger kündigte im grünen Anzug („Ich bin Markenmann, ich brenne für das Unternehmen“) für Juli eine Biersorte an, die ausschließlich mit von heimischen Landwirten angebauter regionaler Braugerste gebraut wird. Zunächst soll es das Produkt in der Gastronomie, ab September dann außerdem in der Steinie-Flasche geben. Frisch auf dem Markt ist bereits das neue Nörten Helles, das sich die Nörti-Community auf Instagram gewünscht hat. Noch in diesem Jahr soll es außerdem Brauerei-Limonaden Cola und Orange geben. Das Design der Cora-Spezi-Limonade wird verändert, um einen Rechtsstreit mit der Paulaner Brauerei zu vermeiden. Im Sommer werden alle Etiketten und Ausstattungen der Einbecker Produkte schrittweise umgestellt und an das neu entwickelte Design („Echt. Einbecker“) angepasst. Weil die Wiederkennung der Sorte im Kasten und im Regal in der Vergangenheit oft ein Problem war, soll es eine bessere Sichtbarkeit und Kronkorken mit einer plakativen Farbe geben, was den spontanen Beifall der Aktionäre fand. Um die Marke stärker erkennbar werden zu lassen, kündigte Kerger zudem eine Trennung bei der Website in Marke und Unternehmen an. „Wir sind davon überzeugt, dass wir damit wichtige und notwendige Impulse setzen werden, um neue Verwender zu gewinnen und den Preis für unsere Produkte und Marken zu rechtfertigen.“
Im Geschäftsjahr 2024 setzte die Einbecker Brauhaus AG mit ihren 125 Mitarbeitern insgesamt 504.000 Hektoliter Bier ab (minus 3,7 Prozent). Die Umsatzerlöse haben sich leicht rückläufig entwickelt: 36,7 Millionen Euro nach 37,5 Millionen Euro im Vorjahr. Die Einbecker Brauhaus AG hat ihr Geschäftsjahr 2024 mit einem Fehlbetrag in Höhe von rund 292.000 Euro abgeschlossen. Nur durch den im Vorjahr vorgetragenen Bilanzgewinn ist es möglich, für 2024 noch einen Bilanzgewinn auszuweisen. Die Hauptversammlung hat beschlossen, diesen Bilanzgewinn in Höhe von 117.464,78 Euro auf neue Rechnung vorzutragen. Eine Dividende wird nicht gezahlt. Vorstand und Aufsichtsrat wurden mit großen Mehrheiten entlastet.

