Den Richtigen erwischt
Das dachte sich die gesamte fröhliche Narrenschar im bis auf den letzten Platz ausgelassen feiernden Rathaussaal; seine launige Rede inklusive karnevalistisch ausgeschmückter Handy-Störung durch die Frau Bundeskanzlerin, war gerade zu Ende gegangen: „Ihr habt heute den richtigen Ordensträger erwischt“, sagte Bernd Busemann nicht ohne Selbstbewusstsein zum Abschluss seiner Dankesworte. Der Landtagspräsident ist mit dem Einbecker Bierorden 2016 der Gesellschaft der Karnevalsfreunde und der Einbecker Brauhaus AG ausgezeichnet worden. Bevor die Verleihungsfeier überhaupt richtig begonnen hatte, lehrte Busemann einen Halbliterglaskrug Einbecker Bier in einem Zuge, ließ sich nicht lange zum Bier bitten. Da hatte ihm Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch gerade gesagt, dass pro Füllung eines solchen Kruges das Land Niedersachsen 5 Cent Biersteuer verdiene…
Vor fünf Jahren wäre Bernd Busemann freilich noch nicht reif für den Einbecker Bierorden gewesen, meinte Brauhaus-Vorstand Martin Deutsch mit karnevalistischer Strenge. Denn damals habe dieser als Justizminister gefordert, die Grenze für den Alkoholgehalt im Blut von 0,5 auf 0,3 Promille zu senken. Martin Deutsch in der Bütt: „Ich denke, wir können das als Jugendsünde abtun.“ Der Brauereichef hat alle Karnevalsfreunde zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes auf den Hof des Brauhauses eingeladen, wo am 23. April gefeiert wird. Dem ältesten deutschen Lebensmittelgesetz seien die Einbecker noch mindestens 200 Jahre an Tradition voraus, so lange gebe es das Bier in Einbeck bereits, gut 700 Jahre. „Da war meine Heimat noch Weinland“, gab der Bayer zu.

Karnevalspräsident Albert Eggers (r.) verlieh den Bierorden an Bernd Busemann. Links Laudator Dr. Roy Kühne.
Busemann hat den Bierorden für seine Verbundenheit mit dem Bier und für besondere Verdienste um den Humor nicht nur in der fünften Jahreszeit erhalten, heißt es in der Verleihungsurkunde. „Bier trinken ist besser als Quark reden“, entgegnete Bernd Busemann. Er sei in einer Dorfkneipe groß geworden, aktiver und bekennender Biertrinker. In der Gaststätte, in der er gerne in Hannover esse, gebe es selbstverständlich auch Einbecker Bier. Beim Bier trinke er besonders gerne das aus Einbeck, „das ist richtig lecker“, und die hätten’s schließlich erfunden – „und kein Schweizer Bonbonhersteller“. Und dass im Landtagsneubau, der gerade entsteht, auch wieder Gastronomie einziehen wird, ist für den Landtagspräsidenten selbstredend. „Bier gibt Saft und Kraft in allen Lebenslagen“, pries der neue Ordensträger den Gerstensaft, für den 1516 das Reinheitsgebot eingeführt wurde. Heutige Gesetze seien da leider weniger langlebig…
Und auch seine Alkoholautofahrt Anfang 2013 nahm Bernd Busemann närrisch kurz aufs Korn. „Bei der Stadt Hannover bin ich aktenkundig“, spielte er mit karnevalistischem Augenzwinkern auf seine Alkoholautofahrt mit dem Dienstwagen an, für die sich Busemann entschuldigt hatte.
Die Laudatio auf den neuen Bierordenträger hielt ein Parteifreund, während der Sitzungswoche des Deutschen Bundestages eigens für wenige Stunden nach Einbeck geeilt. Er kenne wenige Politiker, die ihre durch Bier gewonnene Energie dermaßen für die Menschen in Niedersachsen einsetzen, begründete der Northeimer CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne, warum Busemann den Einbecker Bierorden verdient habe. Seit seinem 16. Lebensjahr habe der neue Ordensträger 5131 Liter Bier getrunken, wenn man den jährlichen Durchschnitts-Bierverbrauch in Deutschland unterstelle. „Man sieht’s ihm nicht an“, sagte Kühne. Durch den Bierkonsum habe Busemann in seinem Leben bislang insgesamt fast 2,2 Millionen Kalorien erzeugt, rechnete der Sportwissenschaftler närrisch vor. Und das sei alles „pure Energie“, die Busemann nicht nur beim Bügeln oder Rasen mähen verbrauche, sondern in der Politik.
Und dann klingelte noch Busemanns Handy, als er in der Bütt stand. Die Kanzlerin. Angela wollte wissen, wo er denn gerade sei. Und wer da im Bundestag gefehlt habe. Busemann konnte augenzwinkernd Auskunft geben…
Hat dies auf Einbecker Politik-Blog rebloggt und kommentierte:
Er ist das Wagnis eingegangen, „man kann sich nur um Kopf und Kragen reden und seine politische Zukunft gefährden“, sagte Bierorden-Laudator Dr. Roy Kühne. Das hat er nicht geschafft. Im (fiktiven) Telefonat Bernd Busmanns mit „Angela“ war der Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende nämlich später schon Sportminister.