Einbecker Bierblog

Wissenswertes aus der Heimat guter Biere

Der Neue präsentiert Neuheiten, aber (noch) keine Dividende

Er ist der Neue. Mit den präsentierten Zahlen hat er eigentlich noch nicht wirklich etwas zu tun, formal ist er zwar seit Oktober Vorstand, aber erst seit Januar allein. Beim heutigen Aktionärstreffen in der PS.Halle hat sich Marc Torsten Kerger (52) denjenigen vorgestellt, denen die Einbecker Brauhaus AG gehört – den rund 400 Anteilseignern. Deutlich mehr als in den Vorjahren hatten den Weg nach Einbeck gefunden, sie waren auch neugierig nicht allein auf die Zahlen, sondern auf den Neuen. Dessen erste Einbecker-Bilanz am Ende dieses Jahres 2024 erst ansteht. „Ich freue mich darauf, bei der nächsten Hauptversammlung an den heutigen Worten gemessen zu werden“, sagte Kerger. „Geben Sie mir die Zeit und das Vertrauen und messen Sie mich rein an den Ergebnissen.“

(c) Foto: Frank Bertram
Der Neue: Marc Kerger (52).

Marc Kerger ist gebürtiger Dortmunder und mit dem Teamgeist des Fußballs und inmitten von Stahl und Brauereien aufgewachsen, wie er erzählt. Der 52-Jährige ist verheiratet, Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie seit 2018 in Göttingen. „Als erfahrener und wertorientierter Manager werde ich die wichtigen und dringenden Prozesse zur Stabilisierung leiten, aktiv mitgestalten und die Belegschaft unseres Brauhauses durch die bevorstehenden Herausforderungen führen“, sagte Kerger. Beruflich kümmerte sich der 52-Jährige zuletzt um Spirituosen: Nach „Absolut Vodka“ und „Jägermeister“ war Kerger zuvor bei der Hardenberg-Wilthen AG im Marketing und Vertrieb tätig, bevor er ins Einbecker Brauhaus wechselte als Nachfolger von Martin Deutsch. Der war bei der Versammlung auch anwesend (wie auch dessen Vorgänger Lothar Gauß). Kerger dankte auch im Namen der Beschäftigten Martin Deutsch für die professionelle und kooperative Einarbeitung, die ihm seinen Einstieg in seine Position sehr erleichtert habe. Deutsch habe das Unternehmen durch eine Vielzahl an stürmischen Krisen geführt. Kerger: „Ich darf heute seine Ergebnisse vorstellen.“

Nach einem „rabenschwarzen Jahr“ der deutschen Brauwirtschaft 2023 will sich die davon mit rückläufigen Absatzzahlen ebenfalls betroffene Einbecker Brauhaus AG in den nächsten zwei Jahren neu aufstellen – vor allem mit zeitgemäßen alkoholfreien Getränken und mit Bieren mit niedrigem Alkoholgehalt. Gleichzeitig möchten die Einbecker ihre Bockbier-Kompetenz stärker herausstellen.

„Unsere Marken sind derzeit nicht stark genug positioniert, um begehrlich zu sein und ihren Preis zu rechtfertigen“, sagte der neue Vorstand. Marc Kerger hat ein alkoholfreies Bockbier im Blick. „Das ist mein großer Anspruch“, sagte der 52-Jährige. „Wer, wenn nicht wir“, die Erfinder des Bockbieres, arbeiten bereits an einer Lösung, erfuhren die Anteilseigner der Brauerei.

Eine Dividende konnte Kerger den Aktionären zwar noch nicht wieder präsentieren. Die Erlöse hätten jedoch im bilanzierten Geschäftsjahr 2023 gesteigert und eine Preiserhöhung erfolgreich durchgesetzt werden können, erläuterte der Vorstand. „Wir sind entschlossen, gemeinsam alles zu tun, um in den kommenden Jahren wieder Ergebnisse zu erzielen, die es möglich machen, eine Dividende zu zahlen.“ Marc Kergers Vertrag läuft bis Oktober 2026.

(c) Foto: Frank Bertram
Vorstand Marc Kerger (l.) präsentierte bei seiner ersten Einbecker-Hauptversammlung das neue Produkt „Einbecker Lager“, das die Aktionäre exklusiv verkosten durften. Foto: Frank Bertram

Als erstes neues Produkt präsentierte Marc Kerger den anwesenden Aktionären exklusiv ein „Einbecker Lager“ mit 4,4 Volumenprozent Alkohol, das es ab Juli im Handel geben wird und für das noch in diesem Jahr außerdem eine komplett alkoholfreie Variante 0,0 Prozent geplant ist. Ein erstes Verkostungsmuster erhielten die Aktionäre zum Probieren. Weitere neue Produkte prüft die Brauerei zurzeit. Etwa das „Einbecker Brauwasser“ stärker zu vermarkten. Und auch „Hopfenfrucht“, die eingestellte Mischung aus Beckers-Bester-Saft und Einbecker Bier, sei „als Produktansatz nicht vom Tisch“, sagte Marc Kerger: „Wir sind aber eine Brauerei und wollen das auch bleiben.“

Der Absatz sei durch veränderte Konsumgewohnheiten rückläufig, sagte Marc Kerger. „Der Mengenrückgang aufgrund der Preiserhöhung bestätigt mich darin, durch gezieltes Marketing den Wert unseres Bieres bzw. unserer Marke in den Augen der Konsumenten zu steigern“, sagte der Brauereichef. „Einbecker Produkte sind ihren Preis wert – das müssen wir aber auch konsequent und deutlich kommunizieren.“ Nach ersten Analyse-Monaten in seiner neuen Postion habe er mit seinem Team einen starken Fokus auf Marketing, Vertrieb und der Erschließung neuer Verwender. Die Sorten Landbier und Pilsener erhalten in der beliebten Steinie-Flasche ein frisches Design. Für Nörten-Hardenberger kündigte Kerger ein eine frische Marketingkampagne an, die das Markenprofil des günstigen Einstiegsbiers vor allem für das studentische Milieu herausstreichen soll.

Im laufenden Jahr 2024 liege man bislang im Plan, was laut Kerger hauptsächlich aus den Bereichen Lohnbrau und Lohnabfüllung gespeist wird. Beim Verkauf von Eigenmarken entwickele sich der Absatz negativ, vor allem beim Einbecker Brauherren Pils und beim Pilsener, hingegen positiv beim Radler 0,0 Prozent, beim Natur-Radler und beim Orange-Cola-Mischgetränk „Cora“.

(c) Einbecker Brauhaus AG
Das neue „Einbecker Lager“ ist ab Juli erhältlich. (c) Einbecker Brauhaus AG

Einzelbeitrag-Navigation

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.